Harry Potter und das Verwunschene Kind – Teil 3

KAPITEL 13: A Bullet for My Voldemort

Harry Potter schreckte schweißgebadet aus einem Albtraum. Sofort stieß sein Kopf gegen die Decke der kleinen Besenkammer.

„Na toll. Das gibt noch ’ne Narbe.“

Er war 16 Jahre alt und hatte im letzten Schuljahr einen weiteren bitteren Kampf gegen den bösen Lord Voldemort im Zaubereiministerium überlebt. Genau genommen war Albus Dumbledore rechtzeitig aufgetaucht und hatte eine Zaubershow sondergleichen geboten. So ein Spektakel hatte die magische Welt nicht mehr gesehen, seit David Copperfield die Freiheitsstatue hatte verschwinden lassen.

Harry hatte an diesem Tag beschlossen sein erstes Kind entweder Albus, Dumble oder Dore zu nennen und nicht David, wie er es Ginny nach ihrem ersten Kuss versprochen hatte.

Harry wollte direkt wieder schlafen gehen, aber nun, da er einmal wach war, konnte er auch gleich seine Blase erleichtern. Er ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank, nahm die halb volle Cola-Flasche heraus und schüttelte sie kräftig. Schnell drehte er den Deckel auf und setze die Flasche auf die Lippen. Schaum sprudelte in seinen Hals. Perfekt, die Luft in der Kohlensäure würde seine Blase erleichtern. Dann ging er hinaus in den Garten und erleichterte seinen Darm.

Gerade wollte er zurück in seine gemütliche Kammer gehen, als er ein Knarzen auf der Treppe hörte. Nein, das war nicht Onkel Vernons ohrenbetäubendes Knarzen, das meist auch von einem unangenehmen Geruch begleitet war. Dudley konnte es auch nicht sein, der saß derzeit in der Jugendstrafanstalt. Wegen der Sache mit der Katze. Blieb nur noch Petunia, aber die konnte es auch nicht sein. Seit einigen Wochen schlich Harrys Tante jede Nacht aus dem Haus und kam erst kurz vor Sonnenaufgang zurück. Außer Harry wusste niemand davon und er würde es Vernon ganz sicher nicht sagen.

Bevor er weiter darüber nachdenke konnte, hörte er ein Klicken, ein Klacken und etwas schlug neben ihm in die Wand ein. Instinktiv zog Harry den Zauberstab aus dem Hosenbund. Dann fiel ihm ein, dass er den Zauberstab über den Sommer in der Schule lassen musste. Noch etwas schlug in die Wand ein, hinterließ ein zweites kleines Loch und Harry ging hinter dem Küchentisch in Deckung.

Harry Potter“, zischte eine Stimme. Die große, schlanke Silhouette schritt gemächlich die Stufen herunter. Noch war sie im Schatten, doch das Mondlicht, das heute besonders hell ins Casa de la Dursley schien würde ihre Identität bald verraten. Harrys Narbe schmerzte. Sicher von der Beule, die sich jetzt auf seiner Stirn bildete. Oder war es doch etwas anderes? Langsam begann Harry zu begreifen. Er hatte das Gesicht des Fremden noch nicht gesehen, doch es gab nur eine Möglichkeit. Er nahm all seinen Mut zusammen und rief:

„Bist du der Weihnachtsmann? Denn falls du es bist, kannst du es mir ruhig sagen. Ich werde es auch keinem erzählen. Aber du solltest doch eigentlich aus dem Kamin kommen, oder?“

Bevor er den Satz ganz beenden konnte, schlug eine Kugel in den Tisch ein. Harry duckte sich wieder und sagte kleinlaut:

„…außerdem ist doch Sommer…“

Also nicht der Weihnachtsmann. Etwas erleichtert war er schon. Er hatte weder Milch noch Kekse vorbereitet. Aber gleichzeitig machte sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit und es konnte unmöglich mit den 1,5 Liter Kohlensäure zu tun haben.

„Potter, Potter, Potter“, zischte der Eindringling.

Als Harry endlich das Gesicht sah, wurden all seine schlimmsten Ängste wahr. „Voldemort!“

„Potter. Endlich ist der Moment gekommen. Ich werde deinem kümmerlichen Dasein ein Ende bereiten.“

Da kam Harry eine Idee und ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Voldemort, du kannst mich hier nicht töten. Ich bin im Haus meiner Tante. Solange ich bei meiner Familie bleibe, bin ich sicher vor dir. Oder denkst du, ich schlafe freiwillig für Wochen in dieser kleinen Kammer?“

Voldemort war an der offenen Tür der kleinen Kammer angekommen und hielt einen Moment inne.

„Warte, da drin schläfst du? Ernsthaft? Ich meine, ich war im Waisenhaus, aber das…?“

Dann murmelte er kaum hörbar: „Das ist so erbärmlich. Ich will ihn fast gar nicht mehr töten.“

„Voldemort. Ich habe hier Heimvorteil. Du kannst mir nichts anhaben. Verschwinde einfach.“

Der dunkle Lord wirkte nun wieder fest entschlossen und zischte giftige Drohungen.

„Vergiss es du Wicht. Heute Nacht stirbst du. Du denkst deine Familie schützt dich? Wo ist denn deine Tante? Die Schwester deiner Mutter scheint nicht hier zu sein.“

Daran hatte Harry nicht gedacht. Würde der Schutz wirken, solange Tante Petunia, seine einzige Blutsverwandte, nicht im Haus war?

„Die kommt gleich wieder, verschwinde lieber.“

„Ach ist das so? Oder könnte es etwa sein, dass sich jemand Nacht für Nacht als ihr geheimer Lover ausgegeben hat, um sie immer zur gleichen Uhrzeit aus dem Haus zu locken? Die Opfer die ich erbracht habe, Potter, nur, um heute Nacht hier sein zu können… Eigentlich wollte ich dich bereits vor 20 Minuten töten, aber als ich dich da im Garten gesehen habe…so wie Armseligkeit ertrage ich einfach nicht. Egal, deine Zeit ist gek- HEY!“

Während Voldemorts schier endloser Rede hatte Harry versucht, vom Küchentisch ins Wohnzimmer zu kriechen. Jetzt hörte er ein Klicken und etwas schlug vor ihm in den Fußboden ein. Er fasste neues Selbstbewusstsein.

„Deine Zauber können mir nichts anhaben!“

„Zauber? Aber nicht doch Potter. Die Muggel haben mir einen neuen Weg gezeigt.“

Jetzt sah Harry die Pistole in Voldemorts Hand. Vorne drauf hatte er einen Schalldämpfer geschraubt. Er setzte wieder zum Zielen an.

„Jetzt stirbst du, Bitch!“

Ein Klicken, doch nichts passierte.

„Verdammt, warum geht das Ding nicht mehr? Habe ich schon alle 4 Kugeln verschossen?“

Verwirrt sah Voldemort in den Lauf der Waffe.

Ein letzter Schuss ertönte.

Harry wachte schweiß gebadet aus seinem Traum auf. Der 38-jährige stieß an die Decke seiner Besenkammer und er verfluchte den Tag, an dem Ginny ihn gezwungen hatte, hier drin zu schlafen.

KAPITEL 14: Helikopter-Eltern

In letzter Zeit hatten die Albträume den 38-Jährigen immer häufiger geplagt. Die Dinge, die er in seiner Jugend hatte tun müssen, um zu überleben. Aber das war ein Geheimnis zwischen ihm und seiner Fluglehrerin. Seinen Söhnen würde dieses Leid hoffentlich erspart bleiben. Sie sollten eine harmonische Schulzeit haben. Albus war ein Streber und würde sich entweder behaupten müssen oder ein paar Mal auf die Fresse bekommen, aber das schaffte er schon. Snape würde entweder sein verborgenes magisches Talent entdecken oder eine ausgezeichnete Hausmeisterausbildung bei Felcher ablegen. In jedem Fall hatte Harry ihn vor einem langweiligen Leben in Cambridge gerettet. Sein dritter Sohn war auch irgendwo. Nachdem Harry die drei in den falschen Zug gesetzt hatte, hatte er umgehend in Durmstrang angerufen. Die Stimme am Telefon warnte ihn davor, dass das Ferngespräch mehr kosten würde und Harry hatte den Hörer schnell wieder weggehängt. Kurz darauf war er vollkommen überzeugt, dass er die Aufschrift auf dem Zug falsch gelesen haben musste. Als Ginny ihn fragte, warum die Kinder weder für Weihnachten nach Hause gekommen, noch ihre zahlreichen Briefe beantwortet hatten, nannte Harry sie eine „Helikopter-Mutter“. Seitdem schlief er in der Besenkammer. Er hätte ihr nicht erklären sollen, was ein Helikopter ist…

Aber Harry hatte wieder dieses ungute Gefühl. Als ob sich etwas Dunkles, Böses anbahnen würde und es war nicht das Chili von gestern Abend. Ihm fiel ein Witz ein, den er Ron erzählen würde, wenn Hermine und Pamela nicht dabei waren. Nein, besser nicht. Schnell löschte er seine Erinnerungen an die letzten sieben Tage und ging Rugby schauen.

KAPITEL 15: Zeit für ein D-D-Duell

Am Neujahrsmorgen wachte Snape zum ersten Mal vor seinen Mitschülern auf. Er war noch ganz aufgeregt von der letzten Nacht. Durmstrang hatte jede Menge Raketen steigen lassen. Einige davon hatte die Landesregierung zur Demonstration bereitgestellt. Diese Raketen waren aber langweilig, weil man sie nur aufsteigen sah, aber dann nicht wusste, wo sie landeten. Für Snape war die Nacht die perfekte Gelegenheit gewesen, seine neu gewonnenen Fähigkeiten getestet. Er schwang seinen Zauberstab, als ob es kein Morgen gäbe und ein paar Mal wäre es auch beinahe soweit gekommen, wäre der Langweiler Albus nicht gewesen. Immerhin würde sein Rivale Drago so schnell nicht mehr nerven. Er und seine Lakaien hatten sich unfreiwillig auf einer der Langstreckenraketen verabschiedet.

Heute Nachmittag wollte Snape dem D.D.D. dem „Durmstrang-Duellierclub“ beitreten. Wofür das dritte D stand, wusste er nicht. Er konnte es kaum abwarten. Vorher hatte er aber noch eine dieser unsäglichen Wahrsagen-Stunden. Seit dem unglücklichen Ableben der Professorin hatte ihr Sportlehrer das Fach übernommen. Der besaß natürlich keine derartigen Fähigkeiten und so aßen sie einfach den ganzen Tag Glückskekse und sahen sich die Nachrichten aus einer anderen Zeitzone an.

Am Nachmittag war es dann endlich so weit. Albus hatte darauf bestanden Snape zu begleiten und Fieps, Stahl und Frodoline kamen mit, um die Brüder anzufeuern.

„Hey Albus, willst du nicht lieber wieder Schach spielen gehen?“

„Keine Chance, ich will dich doch duellieren sehen, Snape.“

„Du meinst, du willst mich bewachen. Aufpassen, dass ich niemandem die Arme und Ohren abzaubere.“

„Das ist ein positiver Nebeneffekt, ja. Aber kannst du es mir nach letzter Nacht verübeln?“

„Ach komm, so schlimm war es nicht. Die Rakete hat sich von ganz alleine in Dragos Rektum verirrt.“

Ein Mann im mittleren Alter erhob die Stimme.

„Ich sehe, wir haben neue Mitglieder in unserem Club. Nun lassen Sie uns gleich beginnen. Wer fühlt sich heute bereit für ein Duell?“

Ausnahmsweise war es mal nicht Albus, der zuerst die Hand hob. Snape stürmte nach vorne und bot sich als erster Duellant an.

Albus sah kopfschüttelnd Frodoline, Fieps und Stahl an.

„Oh man wie der sich aufspielt. Hat kaum seinen Zauberstab und spielt schon Rambo.“

Der Lehrer zeigte sich beeindruckt.

„Also gut, Mister Potter, hier sind ihre Kontrahenten.“

Er zeigte auf drei erfahrenere Schüler, die alle verängstigt dreinblickten. Dann setzten sich alle an einen kleinen Tisch. Snape war verwirrt.

„Wir duellieren uns hier an dem Tisch?“

Der Lehrer legte daraufhin vier identische Holzzweige auf den Tisch.

„Вперед!“

Das war das Startsignal. Der erste Schüler griff nach einem Zweig, hielt ihn sich an den Kopf und rief „Avada Kedavra!“. Snape stürzte vor Schreck fast aus seinem Stuhl. Doch nichts passierte und der Schüler atmete erleichtert aus.

Jetzt schrie Snape: „Was zur Hölle ist das hier?“

„Mister Potter. Das hier ist Russisch-Duell. Einer dieser Zweige ist ein Zauberstab. Los, Sie sind an der Reihe.“

„Vielleicht sollte ich doch erst mal nur zusehen.“

„Beim Russisch-Duell gibt es kein Zurück!“

Snape schluckte schwer. Er hob einen Zweig auf, richtete ihn auf seinen Kopf und rief den unverzeihlichen Fluch. Er schloss die Augen. Alles schwarz. Dann hörte er von der Seite die erleichterten Seufzer seiner Freunde. Es war nur ein Zweig. Der Schüler neben ihm hatte nicht so viel Glück. Ein grüner Blitz kam aus seinem Stab und das Spiel war vorbei.

Eine Stunde später saß die Gruppe beim Essen im Speisesaal. Es gab Brot mit Cervelatwurst. Frodoline sah sich besorgt um.

„Wenn so der Unterricht hier aussieht, ist es kein Wunder, dass der Speisesaal mit jedem Monat etwas leerer wird. Am Anfang mussten wir uns noch gegenseitig Plätze freihalten, jetzt haben wir schon den ganzen Tisch für uns.“

Snape war verwirrt.

„Was, wir haben dir nie einen Platz freigehalten.“

Albus warf ihm einen ernsten Blick zu.

„Das ist wirklich grausam, was hier abgeht. Du hattest von Anfang an recht, Snape. Wir sollten von hier fliehen. Raus aus der Eiswüste und nach Hogwarts, wo wir hingehören. Vielleicht hätte ich mich selbst an eine der Raketen binden sollen.“

Snape grinste breit.

„Flüchten? Bist du verrückt? Hier ist es großartig! Hätte ich gewusst, dass Zauberschulen so viel Spaß machen, wäre ich ganz freiwillig mitgekommen.“

Fortsetzung folgt…

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