PROLOG
Harry Potter der 38-jährige Junge, der überlebte, stand mit seinen Söhnen Albus, Frodo und Snape am Gleis 9 ¾ . Albus hatte heftiges Nasenbluten, weil der Dummbeutel zweimal gegen die falsche Säule gelaufen war. Beim ersten Mal waren sie noch nicht einmal in King’s Cross angekommen, sondern hatten an einer Tankstelle kurz vor der Stadt angehalten, um ihre Besen aufzutanken. Er roch auch sehr nach Benzin. Harry hatte versucht, die Nase mit einem „Oculus Nase“ Zauberspruch zu reparieren, so wie Hermine einst seine Brille, bis ihm klar wurde, dass das Wort „Oculus“ für“Brille“ stand. Ja sein Latein war etwas eingerostet. Jetzt sprach Harry nur noch zwei Sprachen: Englisch und Rugby und wenn er seine Sprößlinge nicht bald in den Zug setzte, würde er das Spiel zwischen Edingborough und Loch Ness verpassen.
„So Jungs, seid ihr bereit für das große Abenteuer?“, sagte Harry in die Runde.
„Ja ja“, sagte Albus, „aber wo ist eigentlich Mum?“
Harry wollte gerade antworten, da erblickte er die Liebe seines Lebens auch schon am anderen Ende des Bahnsteigs. Cho Chang war so hübsch wie eh und je. Aber jetzt musste er sich darauf konzentrieren, Ginny zu finden. Natürlich war er der Mutter seiner Kinder über all die Jahre treu ergeben gewesen und das obwohl – einige meinten auch gerade weil – sie inzwischen exakt so aussah, wie ihr Bruder Ron.
Apropos Ron, ihn und seine Frau Pamela hatte Harry bisher auch nicht gesehen. Für gewöhnlich ging der ebenfalls in die Jahre gekommene Rotschopf vorher nochmal mit seiner Ratte Krätze XIV spazieren, doch in dem Tempo würde er auf jeden Fall den Zug verpassen.
„Ich bin so aufgeregt“, sagte Frodo, doch das ignorierte Harry, denn der war nur sein dritt liebstes Kind, wenn es überhaupt seins war.
„Warum musste ich eigentlich mitkommen?“, fragte Snape, der sich entschieden hatte, lieber auf die University of Cambridge zu gehen.
„Um deine Brüder zu verabschieden.“, sagte Harry, „und für den Fall, dass du doch noch zur Vernunft kommst.
„Hey, da drüben ist Tante Hermine.“, unterbrach Albus.
Tatsächlich, da war Harrys beste Freundin seit der ersten Klasse, Hermine Granger. Als erste schwarze Frau, oder überhaupt Frau, oder als Mensch unter 90, hatte sie es an die Spitze des Zaubereiministeriums geschafft und war nun die direkte Sekretärin des inzwischen 92-jährigen Kingsley Shacklebolt.
„Hey ihr drei!“, begrüßte sie die Vier und umarmte dann Harry.
„Gut euch zu sehen. Tragt ihr auch alle eure Zaubererarmbinden, die euch eindeutig als Nichtunterstützer der Todesser, kurz NdT, ausweisen?“
Brav zeigten sie ihre Armbinden. Alle bis auf Snape, der seine Arme unten behielt und auf den Boden starrte.
„Snaaaape.“ Den vorwurfsvollen Ton hatte Hermine gut drauf. „Haben wir hier einen kleinen Todesser-Sympatisanten?
„Ich habe es nur zu Hause vergessen, ihr Freaks.“
„Na dann hoffen wir mal, dass dich der Kontrolleur später nicht aus dem Zug wirft. Zum Glück ist Nigel Penisworth ein guter Freund von mir. Ich werde ihn bitten, nicht so genau hinzusehen. Man muss ja nicht immer gleich die Dementoren auf den Plan rufen.“
„Ich fahre aber nicht mit!“, sagte Snape Potter trotzig.
Hermine warf Harry einen überraschten Blick zu.
„Snape möchte lieber nach Cambridge.“
Natürlich war Hermine nicht bereit, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Nein, sie fing gerade erst an.
„Aber Snape, die Schule für Hexerei und Zauberei ist eine großartige Gelegenheit für jeden jungen Zauberer und jede junge Hexe. Der Schulleiter Neville ist – nun ja – sein Vorgänger Dumbledore war ein weiser und mächtiger Mann, der uns die Schule als großes Vermächtnis hinterlassen hat. Dein Bruder ist sogar nach ihm benannt.“
„Frodo?“
„Nein, nicht Frodo …“
„Oh.“
„In diesen Muggle-Universitäten wirst du doch nie etwas Vernünftiges lernen. Sieh dir meine Eltern an. Sie waren beide Zahnärzte, haben sich eine goldene Nase verdient und als ich im letzten Buch ihre Erinnerungen löschen musste, waren sie danach nicht einmal mehr fähig alleine das Bad zu finden. Dann kam der Brexit und dann wurden sie von einem Bus überfahren. In ihrer eigenen Wohnung. Was hat ihnen ihr Studium also gebracht, Snape? Nichts, absolut nichts. In Hogwarts kannst du was Richtiges lernen. Zum Beispiel ein kleines Tier in einen Trinkbecher zu verwandeln oder wie man es vermeidet nachts alleine in Hagrids Hütte zu enden. Das ist das wahre Leben!“
„Ich bin ein Squib“, sagte Snape mit leerem Ausdruck.
Harry sah wie Hermine angestrengt das Erbrochene davon abhalten musste ihren Mund zu verlassen und er selbst sah sich nun hektisch um, ob irgendjemand die letzten Worte gehört hatte.
„Also gut, eine schöne Reise euch allen!“, sagte Hermine eilig und tat so, als hätte sie jemand in der Ferne gerufen. Dann verschwand sie und Harry war sich nicht sicher, ob er sie jemals wiedersehen würde. Für ein Schlammblut war sie echt intolerant gegenüber Squibs, Staubsaugervertretern und Muslimen.
KAPITEL 1: Die Magie der Muggel
Offensichtlich hatte Ron nur darauf gewartet, dass seine Ex verschwand und kam jetzt mit einem breiten Grinsen auf seinen besten Freund zugelaufen.
„Hey Harry. Meine Freundin Pamela kennst du ja schon oder?“
Klar kannte Harry sie. Sie und ihre vier Vorgängerinnen. Sie alle hatten gemeinsam, dass sie ein wenig aussahen wie Hermine. Pamela speziell könnte ohne Probleme als weiße Hermine durchgehen.
„Klar.“, sagte Harry, „Hey wie geht’s Pam?“
Ron ließ ihr keine Zeit zu antworten: „Pamela, das sind Harrys Kinder. Albus Potter, Snape Potter und der da“. Er zeigte auf Frodo.
„Guten Tag“, sagten alle im Chor.
Ron sah auf die Uhr.
„Hey Kinder, müsst ihr nicht langsam mal einsteigen? Meine sind schon drin.“
Wie bestellt, ertönte die Pfeife des Hogwarts Express. Die letzten Zauberschüler verabschiedeten sich von ihren Eltern. Dann schien Ron etwas einzufallen.
„Aber wartet noch kurz. Ich muss euch noch etwas zeigen!“
Als wüsste sie genau worum es geht, rollte Pamela mit den Augen.
„Oh man Ronny, keiner will das sehen.“
„Klar wollen sie das“, erwiderte Ron, „ich wette so einen großen haben sie noch nie gesehen. Vor allem nicht in rot.“
„Ähm“. Harry wollte etwas erwidern, wusste aber nicht was.
„Geht auch ganz schnell. Kommt! Mir nach!“
Schnell rannte er durch die Säule, die den Bahnsteig 9 ¾ von der Muggelwelt trennte und die anderen folgten ihm. Harry war nicht wohl dabei. Er und Ron hatten schon einmal den Hogwarts-Express verpasst und hatten die Konsequenzen zu spüren bekommen.
Draußen auf dem Parkplatz angekommen, präsentierte Ron seinen rot leuchtenden Tesla Model S mit extra viel Stauraum und einer Höchtgeschwindigkeit von bis zu 322 km/h.
„Ist er nicht klasse? Der fährt sogar von ganz alleine. Könnt ihr euch das vorstellen?“
Konnte Harry sehr gut. Nervös sah er auf seine Uhr.
„Okay Kinder, jetzt müssen wir aber schnell zum Zug!“
Zu seiner Überraschung waren die Kinder ganz fasziniert von Rons Wagen. Ganz besonders Frodo war richtig angetan.
„Krass Onkel Ron“, rief er begeistert. Dann zu Harry: „Dad, warum haben wir sowas nicht?“
Harry fielen da gleich mehrere Gründe ein, aber er wollte Ron nicht seine wenigen Erfolge kaputt machen. Er wusste bereits einige Sachen über Pamela, die seinem rothaarigen Freund schwer zusetzen würden.
„Das können wir uns nicht leisten.“
„Ach was.“, erwiderte Ron, „euer Vater ist reich. Der könnte eine ganze Badewanne mit Goldmünzen füllen.“
„Eher einen großen Tresorraum“, sagte Harry kaum hörbar, dann lauter „Muggelautos kann man nicht mit Gold kaufen. Und nun sollten wir zurück zum Zug gehen.“
So machten sie sich auf den Weg zurück ins Bahnhofsgebäude. Doch selbst auf dem Weg brannten dem kleinen Frodo, der gerade wieder gegen die falsche Säule gelaufen war, weitere Fragen auf der Seele.
„Meinst du ich darf auch mal damit fahren, Onkel Ron?“ Blut rann ihm aus der Nase, doch er war einfach zu neugierig.
Ron grinste. „Nein DU eher nicht.“
Nun war Snape an der Reihe zu fragen.
„Wie kannst du dir das überhaupt leisten, Onkel Ron?“
„Ach Kinder“, Ron grinste immer noch „ein geschicktes ‚Accio Tesla!‘ und ihr braucht nie wieder –
Ron konnte den Satz nicht beenden, denn in dem Moment kam ein knallroter Tesla genau auf ihn zugeflogen und begrub ihn unter sich.
Harry schlug sich die Hand vor’s Gesicht. Er musste sich wirklich neue Freunde suchen. Er wandte sich an Pamela.
„Wir müssen den Zug erwischen. Vielleicht rufst du ja lieber den Notdienst.“
„Was soll ich denen erzählen?“
„Sag einfach, die Menschheit wäre noch nicht bereit für selbstfahrende Autos.“
Als die Familie durch das Portal trat, wurden gerade die Türen der alten Lokomotive geschlossen. Harry gab seinen Kindern ein schnelle Umarmung und rief dann den Schaffner zu:
„Warten Sie! Hier sind noch drei!“
„Drei?“, fragte Snape verwundert als Harry ihm einen Schubser gab, so dass auch das Kind ohne Magie unfreiwillig im Zug landete.
„Hey warte, ich will nicht nach -“ doch da schlossen sich die Türen bereits.
Durch den Türspalt konnte Harry noch ein paar Worte des Abschieds rufen.
„Viel Spaß ihr drei. Snape, du wirst mir später noch danken. Sicher kann Schuldirektor Longbottom dir dabei helfen, deine magischen Fähigkeiten zu entdecken.“
Er ignorierte den Mittelfinger dem ihm sein Squib-Sohn durch das Zugfenster gab und rief lieber.
„Albus, pass gut auf deine Brüder auf. Du wirst sicher der beste Zauberer der ganzen Schule werden. Frodo wir sehen uns im nächsten Sommer.“
Dann setzte sich der Zug in Bewegung und verließ den inzwischen leeren Bahnhof. Harry warf einen letzten Blick auf das Gefährt, das ihn schon so oft aus seinem tristen Leben bei den Dursleys heraus und in eine viel bessere Welt gebracht hat. Doch als er die Aufschrift auf einem der Wagons sah, entwich ihm nur ein einziges „Oh fuck.“
Darauf stand in großen Buchstaben: Durmstrang-Express.
KAPITEL 2: Kalter (End)Zug
Den Potter-Geschwistern war nicht entgangen, dass es in den letzten Stunden ziemlich kalt geworden war. Durch den Frost an den Fenstern konnte man ein wenig Schnee sehen. Dabei war es doch gerade erst September. So vieles war anders, als ihr Vater in seinen ständigen, immer wiederholenden Anekdoten erzählt hatte. Jede einzelne konnten sie inzwischen auswendig aufsagen. Harry der die Welt rettete, Harry der jedes Quidditch-Match gewann, Harry der jedes Jahr den Hauspokal einbrachte und Harry der – aber das erzählte er nur wenn Ginny nicht dabei war – die schönste Schülerin in ganz Hogwarts, Cho Chang, gekna-, äh geküsst hatte. Ja ihr Vater war ein richtiger Held wie er im Buche stand. In mehreren Büchern sogar. Als er direkt nach der Schule eine Partnerschaft mit Gilderoy Lockhart einging, steigerte das seine Popularität sogar noch mehr. Aber so langsam hatten sie das Gefühl, dass nicht jede seiner Geschichten so ganz wahr sein konnte. Zum Beispiel die über die Affäre mit seiner Verwandlungslehrerin oder wie er Draco Malfoy mal einen Besen in den Ar**h gerammt hatte. Oder eben auch die, dass es im Hogwarts-Express allerlei Süßigkeiten, wie Schokofrösche geben sollte. Hier gab es jedenfalls nur Wodka, Pelmeni und Zigarren.
Einige Male wollten sich die Drei mit anderen Schülern unterhalten, doch die wenigsten von ihnen sprachen ihre Sprache. Ihre Worten klangen härter und mit vielen rollenden R’s. Das musste eine besondere Zauberersprache sein, die man erst als fortgeschrittener Schüler erlernte. Zaubererenglisch oder so. Ihr Vater sprach ja auch ständig Parselmund, wenn er zeigen wollte wie gebildet und cosmopolitan er war. Seine Schlange hatte er ihnen zum Glück nie gezeigt. Gerüchteweise hatte er Nagini nach dem Kampf gegen Voldemort bei sich aufgenommen und seither in einem Schrank wohnen lassen. Aber das war natürlich völliger Blödsinn und wenn nicht, hatte er sie außerordentlich gut versteckt. Außerdem hatten sie ja den Hauselfen, der meist im Garten angebunden war. Wozu also noch ein Haustier?
Nach nur zwei Wochen kam der Zug endlich im Bahnhof an und die Brüder konnten es kaum erwarten, von Hagrid dem Halbriesen abgeholt zu werden. Hagrid kannten sie wenigstens. Er war fast immer zu ihren Geburtstagen erschienen und hatte immer ein tolles Geschenk dabei gehabt. Nur zu Frodos Geburtstagen hatte er es leider nie geschafft, aber scheinbar fand im Januar immer die Konferenz der Wildhüter in Tokyo statt und die konnte er natürlich nicht verpassen. Hagrid konnte nie lange zu Besuch kommen, da er sich alle drei Tage mit seinem Bewährungshelfer treffen musste, aber es war dennoch immer schön, den langjährigen Freund ihres Vaters zu treffen. Auch ihre Großeltern Arthur und Molly kamen manchmal vorbei, aber die hatten sich seit dem Tod ihres Sohnes Fred oder George (keiner wusste es genau) vor lauter Trauer den Todessern angeschlossen und das führte ständig zu politischen Diskussionen am Esstisch.
Der Zug kam zum stehen und die Brüder versammelten sich an der Tür. Snape hatte geplant, gleich nach der Ankunft ein Taxi zurück zu nehmen, aber nach einer so langen Fahrt, wollte er zumindest mal einen Blick auf die neue Schule seiner Brüder werfen. Draußen auf dem Bahnsteig wartete jedoch kein Hagrid auf die Potters. Stattdessen nahm sie ein großer, glatzköpfiger aber ebenso bärtiger Mann namens Hogslov in Empfang. Sie verstanden kein Wort von dem was er sagte – wohl noch ein sehr gebildeter Zauberer – aber mit seiner großen haarigen Pranke, mit der er sich gerade noch unter der Hose gekratzt hatte, deutete er auf ein nahestehendes Auto. Es war ein weißer Transporter, dem die Felgen und ein Fenster fehlte. Letzteres war durch aufgeklebte Pappe ersetzt worden.
„Da sollen wir alle rein passen?“, fragte Snape.
Sein Bruder Albus war nicht so skeptisch. „Snape, wir sind in Hogwarts. Hier ist alles magisch. Du wirst sehen, sobald wir einsteigen, wird da drin eine ganze Halle voller Sitzplätze sein.“
Aber es war tatsächlich nur ein alter, gammeliger Van, dem auch noch die hinterste Sitzreihe fehlte und weil sie sich bereits zu zehnt hineinquetschen mussten, blieb Frodo nichts anderes übrig, als dem Van hinterer zu joggen. Weitere zwei Stunden vergingen, bevor der Transporter endlich langsamer wurde. Doch scheinbar wollte er nur tanken und es folgten weitere drei Stunden, bevor sie endlich ihr Ziel erreichten.
„Wo bleibt denn Frodo?“, fragte Snape.
„Wer?“
„Dein Bruder.“
„Oh. Der wird schon nachkommen. Ich hatte ihn nach zwanzig Minuten aus den Augen verloren.“
Der Fahrer setzte seine Skimaske ab und sagte etwas in der fremden Sprache, woraufhin die anderen Kinder ausstiegen. Albus und Snape taten es ihnen gleich und standen endlich vor den großen Toren, auf die sie so lange gewartet hatten. Naja Albus zumindest. Snape fragte sich so langsam, ob er hier überhaupt noch ein Taxi finden würde. Das, was er als nächstes sah, zerstörte allerdings den letzten Funken Hoffnung. Oben auf den Toren der Schule standen groß die Worte:
„Willkommen in Durmstrang – Erziehungslager für Hexerei und Zauberei.“
„Warum steht das da auf Englisch?“, fragte Albus.
„Wen interessiert das. Viel wichtiger ist doch: Warum zur Hölle sind wir hier?“
„Fuck.“
„Doppel-Fuck!“
Ein keuchender, beim atmen laut pfeifender Frodo kam hinter ihnen herangekrochen. „Oh fu-“. Doch er wurde bewusstlos.
KAPITEL 3: Sturm und Drang in Durmstrang
Durmstrang war nicht, wie sich die drei eine Zaubererschule vorgestellt hatten. Statt eines großen Schlosses, das ständig seine Gestalt veränderte, war dies mehr ein großer Betonbau, der früher sicher ein Gefängnis gewesen sein musste. Auch hier bewegten sich die Treppen in zufällige Richtungen, aber nur deswegen, weil sie nicht sonderlich gut befestigt waren. Quidditch gab es nicht, nur Besen und Schläger und daraus hatten die Schüler von Durmstrang ein ganz eigenes Spiel entwickelt. Dabei war der große Quidditch-Weltmeister Viktor Krum der Schulleiter und er selbst bezeichnete sich gerne als knallharten Motherf**er. Nur war sein Englisch so schlecht, dass er stattdessen „Knallharter Muggelf**er“ sagte. Einzig das Hauspunkte-System war identisch mit dem, von dem ihr Vater berichtet hatte. Alle Schüler sammelten gemeinsam. Am Ende bekam dann immer der Schulleiter den Pokal.
Snape Potter hatte die Fluchtversuche inzwischen aufgegeben und war sogar zum Klassenbesten in Zaubertränke geworden. Dafür brauchte man nämlich keine magischen Fähigkeiten. Gute Kochkünste reichten vollkommen aus. Gleich am ersten Tag mischte er ein Nervengift, das stark genug war, um eine ganze Schulklasse auszulöschen, was ihm auch glaubhaft vor Augen geführt wurde.
Mit den Fähigkeiten von Albus konnte er es natürlich nicht aufnehmen. Der hatte nicht ein, sondern gleich fünf Trinkbecher in Grizzlybären verwandelt. Die wieder einzufangen hatte nicht nur viele Tage, sondern auch Leben gekostet.
Ihren Bruder Frodo hatten sie seit der Sortierzeremonie nicht mehr gesehen. Dort hatten sie, genau wie in Hogwarts, nach einem reichlichen Festmahl (bestehend aus salzigem Hering, Senfeiern und drei Kartoffeln) einen Hut auf den Kopf gesetzt bekommen, der die Schüler sortierte. Da es keine Häuser gab, entschied er allerdings nur, wer bleiben durfte und wer nicht. Sagte der Hut „net“, was so viel wie „nein“ heißen musste, öffnete sich direkt eine Luke im Boden, die zu einer Rutsche führte und dann wer weiß wohin. Gerüchten zufolge endete man in einem leeren, komplett gefliesten Raum mit nichts als einem Abfluss in der Mitte. Dieses Schicksal traf nicht nur Frodo, sondern auch auffällig viele fettleibige, rothaarige und dunkelhäutige Schüler.
Jedenfalls hatten sich Snape und Albus den Umständen entsprechend gut eingelebt. Im Doppelstockbett, davon gab es 50 in ihrem Schlafsaal, durfte Snape stets oben schlafen, weil Albus sowieso Höhenangst hatte. Ihre besten Freunde waren ein Mädchen namens Frodoline, ein Junge namens Stahl und die Ratte fieps, die sich eines Nachts in ihren Schlafsaal verirrt hatte. Frodoline sprach überraschenderweise sehr gutes Englisch und Stahl war taubstumm. Fieps sprach meistens gar nicht. Dass Stahl nicht vom Zauberhut aussortiert wurde, war etwa so überraschend, wie die Tatsache, dass Snape noch unter ihnen war. Denn ohne zu sprechen, konnte natürlich auch Stahl nicht zaubern. Vielleicht hatte ihn seine große Liebe zum russischen Zaubereiminister Vladislav Lupin gerettet, von dem er nicht nur vier T-Shirts, sondern auch jede Menge Poster besaß. Auf einem besonders kitischigen saß der mit freiem Oberkörper auf einem Einhorn.
An einem kalten Winterabend saßen die Freunde zusammen vor der Heizung, die ihren Gemeinschaftsraum schmückte und grübelten über das anstehende Abendmahl nach. Die Wetten standen 4 zu 5, dass es Dosenfleisch im eigenen Saft und eingelegte Pfirsiche geben würde.
Snape war der einzige, der auf saure Gurken mit Speck gewettet hatte und verteidigte lautstark seinen Standpunkt.
„Ich war gestern in der Küche und da roch es eindeutig nach sauren Gurken.“
Frodoline erwiderte in ihrer kratzig hohen Stimme: „Da riecht es immer nach sauren Gurken. Warum wettest du überhaupt gegen Albus? Seit er mit Wahrsagen angefangen hat, verlor er keine einzige Wette. Ich weiß das, denn ich schulde ihm 20 Goldstücke und ein paar Dinge, die ich nicht bereit bin ihm zu geben.“
„Albus ist ein alter Besserwisser. Ich werde schon aus Prinzip etwas anderes sagen als er.“
„Du könntest mich auch einfach mal zum Wahrsagen-Unterricht begleiten, Snape. Und du übrigens auch Stahl.“
Stahl hörte nicht zu.
„Ach Wahrsagen ist was für Loser. Vielleicht lese ich auch gleich noch mein Horoskop.“
„Hab ich schon gemacht“, warf Frodoline ein, „Du hast Pech in der Liebe und wirst heute noch eine große Menge Geld verlieren.“
Albus ignorierte das. „Vielleicht gefällt dir das Fach ja richtig gut, Snape. Du kannst ja nicht nur Zaubertränke belegen.
Fieps fiepste zustimmend.
„Ich kann und ich werde. Zaubertränke ist wie für mich geschaffen. Professor Ivan Trinkovitsch sagt, ich sei sein bester Schüler. Naja ich bin inzwischen auch sein einziger.“
„Also gut, wenn ich die heutige Wette gewinne, musst du mich einmal zum Unterricht begleiten.“
„Fein. Aber wenn ich gewinne, musst du Frodoline auf ein Date einladen.“
Frodoline hielt sich die Hand vor den Mund und rannte aus dem Raum.
Snape sah ihr hinterher. „Die ist so komisch, oder Stahl?“
Stahl schwieg.
KAPITEL 4: Rivalen
„Scheiße!“, sagte Snape beim Anblick ihres Essens.
Er hatte gleicht doppelt verloren. Jetzt musste er nicht nur diesen grausamen Fraß essen, sondern auch noch in eine dieser Weichei-Stunden mit seinem Bruder gehen. Schulleiter Viktor Krum hatte das weihnachtliche Festmahl mit einigen aufbauenden Worten eröffnet. Abgesehen von den fünf Freunden, die kein Wort verstanden, applaudierte der ganze Raum. Als das Tosen nachließ wurde feierlich die amerikanische Flagge verbrannt und dann durfte gegessen werden.
„An Weihnachten hatte ich immer das ganze Schloss für mich“, hatte Harry Potter oft berichtet. „Ich konnte alle Gänge erkunden, ganz viel essen und musste erst eine Hose anziehen, wenn mich jemand erwischte oder sich die sprechenden Portraits zu sehr beschwerten. Und einmal weil die Maulende Myrte zu neugierig wurde …“. Hier in Durmstrang war das anders. Niemand ging nach Hause, weil niemand nach Hause kam. Der weiße Van war die einzige Möglichkeit, die große Eiswüste zu verlassen und der hatte nicht einmal Winterreifen. In den ersten Tagen hatte Snape noch erwägt, mit einem der Besen zu fliehen. Sein Plan war, sich seinen Weg frei zu fegen. Fliegen konnte der Squib natürlich nicht.
„Hey ihr Versager.“ sagte ein blonder Junge in gebrochenem Englisch hinter ihnen. „Schulleiter Krum hat gesagt, dass jeder einen Rivalen braucht. Deswegen dachten meine Freunde und ich, dass ihr bestimmt noch jemanden braucht.“
Albus war sichtlich überrascht. „Einen Rivalen? Wozu?“
„Um unseren Ehrgeiz zu steigern. Mein Name ist Drago Matrow, das sind meine … naja sagen wir Freunde Crap und Ghoul.“
„Na gut, dann sind wir eben Rivalen. Klingt doch lustig.“, sagte Albus.
„Net, net, dich will ich nicht. Du kannst Ghoul haben und dein stummer Freund kriegt Crap. Nein ich will deinen Squib-Bruder.“
Snape war genervt. „Mir doch egal. Dann sind wir eben Rivalen Drago.“
„Gut, gut. Freut mich.“
Drago gab Snape die Hand. Der erwiderte die Geste. Dann griff Drago nach einer Gabel und stieß sie seinem neuen Rivalen in die Hand.
„Haha dreckiger Squib. Ich werde dich f***en und ich f***e dich hart. Sieh dich vor.“
Crab zog Stahls Stuhl unter ihm weg und Ghoul drückte Albus Gesicht ins Essen. Albus schnellte herum, den Zauberstab bereits in der Hand, die Spitze auf Ghoul gerichtet.
„Avada Keda-“
„NEIN!“
Snape schlug ihm den Stab aus der Hand und flüsterte dann leise „Nicht hier.“
Erst jetzt bemerken sie, dass um sie herum eine Schlägerei im ganzen Speisesaal entfacht war. Es war Zeit ins Bett zu gehen.
KAPITEL 5: Das verwunschene Kind
Am nächsten Morgen fiel es Snape Potter ganz besonders schwer aus dem Bett zu steigen. Sein Bruder Albus war natürlich längst auf den Füßen und Stahl machte seine üblichen Liegestütze. Wie der es schaffte so ganz ohne Wecker aus dem Bett zu kommen, war Snape ein Rätsel.
„Los, raus aus den Federn!“, hörte er Albus quengelnde Stimme.
„Jetzt lass mich. Ich komme ja schon mit dir zum Wahrsagen, du Nervensäge.“
„Ich meinte nicht dich. Fieps hat sich schon wieder eine Eule gefangen und lässt sie nicht frei.“
„Ach verdammt. Bei euch kann man sowieso nicht schlafen. Schnappen wir uns schnell was zum Futtern und dann komme ich mit in deine Weichei-Stunde.“
Stahl schwieg.
Den Zwieback und Haferbrei bekamen sie wie immer nur schwer herunter und so dauerte es nicht lange, bis sie die schwankenden Treppen hinauf zum Wahrsagen-Unterricht stiegen.
„Man hier verläuft man sich ständig.“ Snape war noch immer mies gelaunt.
„Ja aber nur, weil jedes Stockwerk exakt gleich aussieht. Wie ein Zellenblock für Schwerverbrecher.“
Frodoline schlenderte den beiden hinterher. Auch sie wollte sich Snapes erste Wahrsagen-Stunde nicht entgehen lassen. Ihr Vater, also der Vater von Snape und Albus natürlich, hatte Wahrsagen immer gehasst. Das würde ihm sicher eins auswischen und darin fand Frodoline, dieses vollkommen fremde Mädchen aus dem kalten Russland, ein große Befriedigung.
Endlich angekommen, mussten die drei zu einer freien Sitzbank schleichen, da Professor Wahrsagowitch die Stunde bereits begonnen hatte.
„Ich wusste, dass sie drei zu spät kommen würden. Ich habe es in meiner Kugel gesehen.“
Bei dem Wort „Kugel“ hielt sie einen Magic-8-Ball in die Höhe.
„Ich bin also nicht überrascht. Es ist sogar typisch für die Potter-Familie. Ihr berühmter Vater hätte ihnen drei wohl etwas mehr Benehmen beibringen sollen.“
Doch Albus wusste wie immer die richtige Antwort: „Professor, ich habe in meinen morgendlichen Wahrsagen-Übungen gesehen, dass sie erst nach fünf Minuten zum eigentlichen Thema kommen würden und mir deshalb mehr Zeit gelassen.“
Snape schmeckte etwas Erbrochenes in seinem Mund, doch die Professorin zeigte sich entzückt.
„Fantastisch Mr. Potter. Das macht 100 Hauspunkte für die Schule.“
Von der anderen Seite des Klassenzimmers warf ihnen Drago böse Blicke zu. Snape gab ihm wiederum den Mittelfinger. Ghoul und Crap, die rechts und links von Drago saßen, formten mit den Fingern ein Loch und mit der anderen Hand einen Finger der in das Loch hinein- und hinausging. Snape fragte sich ernsthaft, ob sie die Bedeutung dieser Geste verstanden. Zwei Plätze entfernt saß Stahl und blickte nun ebenfalls wütend zu Drago und seinen Anhängern. Drago sagte irgendetwas Fieses in Gebärdensprache und Stahl hob sein Shirt an, um darunter den Griff einer Pistole zu enthüllen. Drago verstand die Botschaft und drehte sich wieder zur Professorin.
„Heute werde ich Ihnen beibringen, wie man anhand altertümlicher Methoden die Zukunft vorhersagen kann. Dafür brauche ich aber einen Freiwilligen. Oh Mr. Potter, ausgezeichnet.“
Snape rollte die Augen. War ja klar, dass seine Streber-Bruder sich sofort melden würde. Erst jetzt bemerkte er, dass er selbst die Hand in die Luft hob.
„Was? Nein, ich hab nicht-“
Dann sah er den Zauberstab in der Hand seines Bruders.
„Albus, hör auf. Du mieser, dreckiger-“
„Mister Potter. Bitte kommen sie doch zu mir nach vorn!“
Auch seine Beine bewegten sich wie von selbst, während Albus leicht den Zauberstab hin- und herschwang. Als Snape wie eine Marionette vor die Klasse getreten war, hob Professor Wahrsagowitch erneut ihren Magic-8-Ball.
„Hiermit werden wir ihre Zukunft voraussagen, Mister Potter.“
Sie schüttelte den Ball und las dann die Nachricht, die in der kleinen Öffnung erschienen war: Snape Potter wird der dunkelste Magier aller Zeiten werden.
Professor Wahrsagowitch riss die Augen weit auf und begann in fremden Zungen zu sprechen. Dann drehte sie sich auf der Stelle, immer wieder und wieder, wie ein Karussell. Jetzt begann sie ihre Haare einzeln herauszureißen und die Schüler in der ersten Reihe zu treten.
Snape, der selbst kurz erschrocken war, gewann seine Fassung zurück.
„PROFESSOR, HÖREN SIE AUF! Die Vorhersage kann nicht stimmen, ich … ich“, es fiel ihm immer noch schwer, es laut auszusprechen, „ich bin ein Squib. Ich kann nicht zaubern.“
„Oooooooh nein Mister Potter.“ Sie hörte auf sich im Kreis zu drehen. „Sie sind nur verflucht. Ein Fluch hindert sie daran, ihr enormes magisches Potenzial zu nutzen. Finden Sie den uralten Tränkemacher in den vergessenen Wäldern. Er wird Ihnen helfen. Doch seien Sie gewarnt. Er wird von einer düsteren Macht versteckt gehalten.“
Nachdem sie das gesagt hatte, zündete sie sich an und sprang aus dem Fenster. Ihre letzten Worte verschwanden in der Ferne: „Unterricht beendeeeeeet.“
Snape stand allein vor der Klasse. Er sollte der dunkelste Magier aller Zeiten werden? Und noch wichtiger: Er konnte zaubern?
Frodoline sah, wie wütend Albus geworden war.
„Na toll. Jetzt muss ich mir ein neues Lieblingsfach suchen!“
Fortsetzung folgt.